Als Tipp zum dritten Advent habe ich diesmal zwei ganz unterschiedliche Leseempfehlungen:
1. Ulla-Lena Lundberg: Eis.
Der Roman der finnlandschwedischen Autorin erzählt von einer protestantischen Gemeinde auf einer kleinen Inselgruppe zwischen Schweden und Finnland im Schatten der Nachkriegszeit Mitte der vierziger Jahre. Ein junger Pfarrer zieht mit seiner Familie auf die Kircheninsel. Trotz der rauen Lebensbedingungen in dieser Inselgemeinde, auf der die Gemeindemitglieder nur per Boot erreichbar sind, fühlen sich Peter Kummel, seine Frau Mona und seine gerade geborenen Töchter sehr wohl und fügen sich begeistert in das Gemeindeleben ein. Ein tragischer Unfall setzt den hoffnungsvoll begonnenen Amtsleben ein Ende. Ereignisse und Erzählstil nehmen den Leser gleichermaßen gefangen, Lundberg beschreibt das karge und einfache Leben in klarer Sprache und setzt mit wortreichen Schilderungen dagegen die große Gastfreundschaft so wie das kommunikationsreiche Miteinander der Inselbewohner. Das Buch ist einfach ein Genuss zu lesen und bietet mit 522 Seiten die ideale Entspannung in der hektischen Zeit vor dem Jahresabschluss.
“Für die Frauen war es eine bittere Enttäuschung, dass die Pastorsgattin ausgerechnet mit diesem Schiff abreiste: Wenn mehrere von ihnen für Stunden zusammenstecken, reißen sie die Klappe auf und tratschen sich in Ekstase. Über alles und jeden, egal in welcher Reihenfolge, die einzige unausgesprochene Übereinkunft ist, dass keine für das, was in diesen Stunden aus ihr herausrutscht, im nachhinein verurteilt wird. Sie quatschen über Freund und Feind, Lebende und Tote, stacheln sich gegenseitig auf und erzählen schlüpfrige Geschichten, lachen und fallen sich ins Wort, sie fangen noch mal an, steigern sich und übertreiben, wenden ihr Innerstes nach außen, wie im Krieg die Kleider. Am meisten lieben sie Skandale und schauerliche Unglücksgeschichten. …” (S. 526)
Das kennt man doch, oder?
Dies ist ein Zitat aus den letzten Seiten, wo wortreich die noch wortreichere Kommunikation der Frauen widergespiegelt wird. So wird dem Leser klar, dass für die Gemeindemitglieder trotz aller Tragik das Leben längst weiter gegangen ist, wo es für die Hauptpersonen geendet hat.
Der zweite Tipp ist für Kinder zum Vor- und Selberlesen:
2. Cornelia Funke: Hinter verzauberten Fenstern.
Diese Adventskalendergeschichte lädt zur Reise in die Fantasiewelt von Cornelia Funke ein. Julia bekommt statt des gewünschten mit Schokolade gefüllten Adventskalenders einen mit Glitzerschnee und Bildchen von kleinen Zimmern hinter den Fenstern. Als ihre Enttäuschung und Wut verraucht ist, schaut sie doch einmal länger in das erste Fenster und gleitet in die Welt dahinter. Sie landet im Kalenderhaus des Jakobus Jammernich und erlebt wahrhaft königliche Abenteuer.
Habt Ihr auch Lesetipps für die Weihnachtszeit? Dann schreibt sie doch direkt in den Katalog der Stadtbücherei. Wie das funktioniert, steht hier: www.kamp-lintfort.de/stadtbuecherei Bücher bewerten