Betreff: Ein kleiner Einblick in die Fördergeldverwaltung

Betreff: Ein kleiner Einblick in unseren Arbeitsalltag
Datum: 20.04.2017, 09:43 Uhr
An: YYYY@kleine-stadt.de

Liebe YYYY, liebe XXX,
da ihr ja auch laufend mit Fördermitteln und deren Abrechnung zu tun habt, ich mittlerweile aber auf der anderen Seite des Tisches sitze und prüfen muss, sende ich euch einen kleinen Ausschnitt aus der Korrespondenz meines Kollegen, der einen Verwendungsnachweis zu einem Projekt, bei dem Hunde eingesetzt wurden, rechnerisch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit prüfen musste:

Nachfrage: Liebe xxxx, wir haben den Verwendungsnachweis 123456 erhalten. Vielen Dank. Ich habe diesen gesichtet. Dabei ist mir folgendes aufgefallen: Ihr rechnet in dieser Maßnahme Hundefutter ab. Scheinbar waren also Hunde beteiligt. Bitte beachte, dass Verbräuche nur maßnahmebezogen abgerechnet werden können, d.h. es ist nur förderfähig, was auch in der Maßnahme  an tatsächlichen Kosten und Ausgaben entstanden ist. Bitte erläutere kurz: welche Hunde wurden eingesetzt, wieviel Energiebedarf haben die einzelnen Tiere (in Kalorien), wieviel Stunden wurden sie eingesetzt (Kalorien/stunde). Setze diese Berechnung dem Hundefutter entgegen (wieviel Kalorien hätten die Hunde höchstens fressen dürfen, um ihren Energiebedarf Maßnahmebezogen zu decken). (Bitte auch analog die Hundekottüten aufschlüsseln). Auf deine Erläuterungen freuen wir uns,

Antwort:

“Lieber xxxxx, jau, beim Circus mit vier Pfoten sind tatsächlich gaaanz schön viele vier Pfoten anwesend gewesen. Wir haben ja die einzelnen Wochenenden mit Übernachtung gemacht, die Hunde auch, damit sich die Beziehungsebene „Kind-Hund“ gut vertiefen kann. Die Hunde wurden voll mitverpflegt. Die von uns angewendete „Clickermethode“ zum Trick-Training der Kinder und Hunde basiert auf: Erfolg = Leckerchen (deswegen sind so viele Leckerchen in der Abrechnung). In der Regel braucht ein Hund mindestens 6 Erfolge in der Minute beim Clickern, um motiviert beim Training zu bleiben. Dazu kommen die Begrüßungsrituale (wie im Schlussbericht beschrieben), bei denen alle Hunde von jedem Kind ein Leckerchen bekommt (also wenn 10 Hunde und 20 Kinder beteiligt sind, ergeben sich daraus 200 Leckerchen als „Startschuss“, bei drei Übungseinheiten sind das 600 Leckerchen….). Dann gibt es trainierte Hunde wie Bica, die nur noch nach einer „Trickabfolge“ eine Belohnung bekommen (bei der Show im Circuszelt idealerweise zum Abschluss der Show) und untrainierte Hunde, wie z.B. Listo, der für jede richtig gemachte Sache ein Leckerchen bekommt. . Die Leckerchen, die wir verwendet haben, sind für die sozial benachteiligten Hunde natürlich solche gewesen, die sie sonst in ihrem Leben leider nie kennenlernen würden: ohne Zucker, Konservierungsstoffe, Altöl (kein Scherz: Chappi baut Autoaltöl über Hundefutter ab). Wie hoch der Energiebedarf ist, richtet sich nach den individuellen Eigenschaften eines Hundes: die mit hohem Stoffwechsel (wie Bica) fressen beispielsweise bei einem Körpergewicht von 20 Kilo von der Menge her wie ein Hund, der 30 Kilogramm wiegt. (Trotzdem nimmt der Hund nicht zu)….. Das kennt ihr ja auch aus dem menschlichen Miteinander…. Jau: die Kottüten haben wir in xxxxxxxx, sehr vorbildlich, unentgeltlich aus den im ganzen Ort verteilt aufgestellten Spendern und wieviel die Hunde  kacken liegt an der Zusammensetzung des Futters: schlicht an der Tatsache: wie verwertbar ist das für den Hund. Das von uns erworbene Futter von „Yarrah“ produziert unglaublich wenig Kot, da so viel verwertet werden kann. Aber ich kann bestimmt auch noch ganz offizielle Werte auftreiben….”

Im Schlussbescheid wurde der Projektleiterin vorbildliches wirtschaftlich und sparsames Verfahren bescheinigt.

Einen schönen Tag wünscht euch

ZZZZ