Heute ist schon der letzte Tag meines vierwöchigen Praktikums in der Stadtbücherei Kamp-Lintfort. Ich würde dieses Jahr gerne anfangen, Bibliotheks- und Informationsmanagement bzw. Bibliothekswissenschaft zu studieren, und konnte während meines Praktikums schon erste Erfahrungen in diesem Berufsfeld sammeln. Als ich den Leuten von meinem Vorhaben und dem Praktikum erzählt habe, kamen häufig solche Sprüche wie „Sprühst du die Bücher dann auch immer schön mit Bücherwurmspray ein?“ oder „Stellst du denn auch genug Fallen für die Leseratten auf?“ Nach vier Wochen in der Bücherei kann ich nun eindeutig sagen, dass das nicht nötig ist. 😉
Die Arbeit in einer Bibliothek ist vielseitig und verlangt viel Sorgfalt und genaues Arbeiten, damit kein Chaos entsteht. Das fängt schon beim Einsortieren der Bücher am Morgen an. Anhand der Markierung am Buchrücken kann man erkennen, welches Buch wo hingehört. Da stehen dann z. B. bei den Sachbüchern so Sachen drauf wie „Vfm 3 Küb“, was für den Normalsterblichen erst einmal keinen Sinn ergibt. Diese Signatur verrät einem aber genau, an welchen Platz im Regal das Buch gehört. Am Anfang habe ich da überhaupt nicht durchgeblickt und war froh, dass ich zunächst „nur“ die Kinderbücher einsortieren durfte. Dabei sind mir aber auch schon genug Fehler passiert: Da landete dann mal ein Buch über Pferde in der Horrorabteilung oder eine Liebesgeschichte zwischen den Krimis. Später durfte ich dann auch beim Einsortieren der Romane und Sachbücher helfen und wurde nach und nach vertrauter mit dem System. Zu meinen weiteren Aufgaben gehörte auch das Prägen von Büchern, Ausstellungen in der Bücherei vorbereiten (Bild), Bücher für den Flohmarkt fertig machen, bei der Vorbereitung von Veranstaltungen helfen, in der Ausleihe mithelfen, Medienkisten packen usw. Ab und zu durfte ich auch ein paar alte Bücher zerstören, was mir zunächst leidtat, aber irgendwie auch Spaß gemacht hat. Zu Hause werde ich das wohl auch mal mit ein paar alten Mathebüchern ausprobieren.
Zudem habe ich auch Einblicke in andere Arbeiten bekommen, z. B. wie entschieden wird, welche Bücher angeschafft oder auch aussortiert werden, wie Bücher und Co. ihre Signatur erhalten, was sonst noch alles mit den Medien passieren muss, bevor sie ausgeliehen werden können, wie Umbauten geplant und ausgeführt werden und noch vieles mehr.
Zu der Arbeit in einer Bibliothek gehört auch das Arbeiten mit dem Computer, da dort alles Wichtige über die Medien und die Leser gespeichert ist. Da werden dann ein paar Buchstaben und Zahlen in den Kasten getippt, so schnell kann ich gar nicht gucken, und schon steht die gewünschte Information bereit. Vor ein paar Wochen wurden den Mitarbeitern der Bücherei auch einige Tablet-PCs und eBook-Reader für zwei Wochen zur Verfügung gestellt, um vertrauter mit den Geräten zu werden, da eBook-Reader auch in der Bücherei ausgeliehen werden können. So durften wir uns z. B. mit dem neuesten iPad beschäftigen und konnten alle möglichen Dinge damit anstellen. Es galt auch ein paar Aufgaben zu bewältigen, wie z. B. Fotos machen, Apps herunterladen oder Inhalte in sozialen Netzwerken teilen.
Sehr gut haben mir die Veranstaltungen und Aktionen der Bücherei gefallen, an denen ich teilnehmen konnte. Ich war z. B. dabei als Schulklassen durch die Bücherei geführt wurden oder als wir mit ehrenamtlichen Helferinnen eine Grundschule besucht haben, um den Sommerleseclub vorzustellen. Am besten hat mir die Veranstaltung „Aufgelesen“ gefallen. Dazu treffen sich Mitglieder des Vereins LesART und interessierte Leser in der Bücherei und stellen sich gegenseitig Bücher vor, die sie in letzter Zeit gelesen haben. Jeder, der ein Buch vorstellen möchte, hat ca. 15 Minuten Zeit, in denen er etwas über den Inhalt des Buches berichtet, interessante Textstellen vorliest und seine Meinung zu dem Buch äußert. Die Art und Weise ist jedem selbst überlassen. Es wird diskutiert, gelacht, geredet, Empfehlungen werden abgegeben und am wichtigsten: Menschen begeistern sich für Bücher und entdecken neue, spannende und interessante Geschichten. Ich habe mir kurz darauf eines der vorgestellten Bücher ausgeliehen (die stehen nämlich alle in der Bücherei zur Verfügung), das mir wirklich gut gefallen hat: „Das große Los“ von Meike Winnemuth, der Frau, die 500000 Euro bei „Wer wird Millionär“ gewonnen und daraufhin ein Jahr lang in zwölf verschieden Städten gelebt hat. Ich kann die Empfehlung für dieses Buch also nur weitergeben.
Ich war überrascht, wie viele neue Bücher und andere Medien in der Bücherei ausgeliehen werden können. Es werden ständig brandneue Medien geliefert und auch Leserwünsche können abgegeben werden. Dieses Angebot werde ich jetzt auch wesentlich öfter nutzen als vorher.
Wer also glaubt, dass die Arbeit in der Bücherei nur daraus besteht, die Leute ruhig zu halten und alte Schinken zu bewachen, hat sich geschnitten. Wenn die Bücherei für die Leser geschlossen ist, läuft eine Menge darin ab und es wird viel Arbeit geleistet, damit sich die Leser dort so wohl wie möglich fühlen und jederzeit finden, was sie suchen, egal ob Buch, Zeitschrift, CD oder DVD.
Alles in allem hat mir das Praktikum hier sehr gut gefallen, besonders weil mir alles sehr gut erklärt wurde, alle Fragen immer beantwortet wurden und mir viele Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche gegeben wurden.
Jetzt muss ich nur noch auf eine Zusage von der Uni warten. 😉
Maren P.