Für den Urlaub nehme ich mir einmal im Jahr einen Klassiker als Lektüre vor, den ich bislang noch nicht gelesen hatte. In diesem Herbst war das Robert Musils “Der Mann ohne Eigenschaften”. Die Geschichte dieses Romans spielt 1913 in Wien. Ein Komitee soll die Feiern zum 70. Thronjubiläum des Kaisers Franz Joseph I, das im Jahr 1918 ansteht, planen. Es soll eine “Parallelaktion” werden, da im gleichen Jahr in Berlin zur 30jährigen Thronbesteigung des deutschen Kaisers Wilhelm II eine große Feier vorbereitet wird. Ullrich (=der Mann ohne Eigenschaften) wird in den engeren Planungsstab gebeten, gibt aber dort eigentlich eher den Beobachter. Der Leser begegnet dem Diplomaten Tuzzi und seiner Frau (von Ullrich “Diotima” genannt), in deren Haus die Treffen stattfinden. Ein schlichter Vertreter des Militärs , ein Graf, ein deutscher Finanzmann und Schriftsteller und viele Personen der “besseren Gesellschaft” mischen mit. Mit großer Distanz und Ironie werden die Diskussionen , aber auch Eitelkeiten, Affären und politische Bemühungen dargestellt. Stil und Beschreibung der handelnden Personen haben mir gut gefallen, allerdings war mir das Kreisen um “Geist und Seele”, “Gut und Böse”, “Handeln oder Reflektieren” entschieden zu langatmig. Band 1 mit 1040 Seiten ist geschafft, bis ich Band 2 beginne, brauche ich eine längere Pause.